Jedes Jahr entstehen in Deutschland Kosten von mehr als einer Milliarde Euro für Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen. Ein sehr großer Teil davon ist auf den sogenannten Redispatch der Übertragungsnetzbetreiber zurückzuführen, um beispielsweise Netzengpässe aufgrund zu hoher Einspeisung Erneuerbarer-Energien-Anlagen zu vermeiden.
Hintergrund
Um diese Kosten zu reduzieren und um die Planbarkeit der Prozesse zu erhöhen, müssen gemäß dem Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) ab Oktober 2021 alle Einspeiseanlagen mit einer Leistung von mehr als 100 kW am künftigen Redispatchprozess teilnehmen – auch Windkraft- und PV-Anlagen. Vom „Redispatch 2.0“ betroffen sind künftig bundesweit circa 80.000 Erzeugungsanlagen – bisher wurde dieser Prozess von den Übertragungsnetzbetreibern nur mit circa 80 konventionellen Kraftwerken angewendet. Da mehr und mehr Erneuerbare-Energien-Anlagen ins Stromnetz einspeisen, wird der Prozess jetzt erweitert.
In der Folge müssen alle Netzbetreiber, in denen entsprechende Anlagen angeschlossen sind, bis Oktober 2021 neue Fähigkeiten entwickeln, beispielsweise im Bereich der Prognosen von Einspeisungen, Netzzustandsberechnungen oder energetischen Bilanzierungen. In Deutschland betrifft dies circa 800 Netzbetreiber.
Entwicklung eines bestmöglichen Zielsystems
86 kleine und mittlere Netzbetreiber in Bayern haben sich jetzt zusammengetan, um notwendige Fähigkeiten gemeinsam und damit möglichst effizient zu entwickeln. Dazu hat am 19. Mai 2020 ein virtueller Kick-off per Webkonferenz mit fast 100 Teilnehmern stattgefunden. Inhalt des durch die Kooperationsgesellschaften KOS, KOV, kfE, City-USE und EGEVU organisierten und durch die Unternehmensberatung E-Bridge unterstützten Projektes ist zunächst die Entwicklung eines bestmöglichen Zielsystems für alle beteiligten Netzbetreiber.
Anschließend erfolgt die jeweils geeignete Umsetzung. Da der künftige Prozess eine intensive Koordination des Netzbetriebs über Spannungsebenen hinweg erfordert, ist eine enge Abstimmung mit allen vorgelagerten Netzbetreibern geplant.
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